Die Angst vor dem Alleinsein – zwei Geschichten aus dem Ranft.
Neulich hatte ich das Glück, ein Retreat im Ranft zu begleiten – ein wunderschöner Ort, der Stille und Raum für Selbstfindung bietet. Es war ein Wochenende voller innerer Einkehr, aber auch voller kleiner, unerwarteter Begegnungen, die mich zum Nachdenken brachten.
Die verunsicherte Schafherde
Bei einem Spaziergang entdeckten wir eine kleine Herde Schafe. Sie standen eng zusammen in einem winzigen Gehege, obwohl der Bauer gerade dabei war, ein grösseres umzäuntes Feld für sie zu schaffen. Als wir uns näherten, wurden die Schafe nervös. Sie schoben sich hintereinander, jeder suchte Schutz – selbst die grossen Tiere versteckten sich hinter den Kleinen.
Das Gewicht der Herde drückte so stark gegen das Gitter, dass es schließlich nachgab, und die Schafe sprangen erschrocken davon. Diese Szene erinnerte mich an uns Menschen: Aus Angst klammern wir uns oft aneinander, selbst wenn wir die Freiheit direkt vor uns haben.
Die mutige weisse Katze
Ein paar Minuten später, auf einem weiten, offenen Feld, sahen wir eine kleine, wuschelige weisse Katze, die uns entgegenlief. Sie war allein, aber sie strahlte so viel Anmut und Selbstbewusstsein aus. Schon von Weitem begann sie zu schnurren und „mit uns zu reden“, als würde sie uns freudig begrüssen. Ohne Zögern lief sie direkt auf uns zu, liess sich streicheln und folgte uns ein Stück des Weges.
Die kleine Katze war das Gegenteil der verängstigten Schafherde: Sie vertraute sich selbst und ihrer Umgebung. Ihr Mut, allein in dieser weiten Landschaft zu sein, machte sie besonders und unvergesslich. Es war, als wollte sie uns zeigen, dass wir mit Vertrauen und Mut etwas ganz Besonderes erleben können – Begegnungen, die wir sonst vielleicht nie gemacht hätten.
Zwei Wege, sich dem Leben zu stellen
Diese beiden Erlebnisse an einem Tag haben mich tief bewegt. Sie zeigen, dass wir zwei Wege wählen können: Wir können wie die Schafe aus Angst zusammenrücken und uns verstecken, oder wir können wie die kleine Katze mutig unseren eigenen Weg gehen – unabhängig davon, ob wir allein sind.
Vielleicht liegt genau darin die Magie des Lebens: Wenn wir den Mut haben, aus der Herde auszubrechen und auf unser Herz zu hören, kann etwas ganz Besonderes geschehen. Plötzlich öffnen sich Türen, wir begegnen neuen Menschen, und das Leben zeigt sich uns in seiner schönsten Form.
Was denkst du? Möchtest du deinen eigenen Weg gehen – und dich trauen, wie die Katze neugierig und voller Vertrauen die Welt zu entdecken?
Mut ist oft der erste Schritt zu etwas Grossem, etwas Unvorhersehbarem. Manchmal reicht es, den eigenen Weg mit einem Lächeln zu betreten, und das Leben antwortet mit einem Geschenk, das wir nie erwartet hätten.
Much Love,
Rosa 🌹