Wenn ein Lächeln, den Tag rettet.

Eine Geschichte aus dem Ranft.

Es war am Nachmittag im Schweigeretreat, und schon der Weg hinunter in den Ranft zeigte uns, worum es wirklich geht.

Überall standen diese kleinen hölzernen Schilder – Ort der Stille – leise Hinweise, fast wie Gebetsfahnen, die uns einladen, tiefer zu werden.
Jeder Schritt sagte: Sei achtsam. Atme bewusst. Komm an.

Der Ranft ist nicht nur ein Ort. Er ist ein Feld, eine Schwingung, ein heiliger Raum, der sich wie eine sanfte Hand auf dein Herz legt und dich weicher macht, weiter, klarer.

Wir gingen langsam, einige von uns verteilt auf dem Weg, jeder in seiner eigenen Stille, und doch gemeinsam gehalten in derselben inneren Einladung, mit jedem Schritt präsenter zu werden.

Ich war mit ein paar Teilnehmern unterwegs, ruhig, verbunden mit der Stille, die uns trug.

Auf halbem Weg kamen uns zwei ältere Herren entgegen. Einer trug eine Maske, war ganz mit sich beschäftigt und wischte sich gerade die Nase, als er ein „Bonjour“ sagte.

Ich antwortete ebenfalls – leise, achtsam, aus meinem inneren Raum der Stille. Doch er hörte es nicht.
Vielleicht, weil er uns nicht ansah. Vielleicht, weil wir mehrere waren. Vielleicht, weil er selbst nicht ganz präsent war.

Dann sagte er – halb scherzhaft, halb getriggert – diesen Satz auf Französisch: „Wer nicht grüßt, ist… merde und noch was aber das habe ich nicht mehr verstanden.“

Ein Wort, leicht gesagt, aber schwer genug, um für einige die Stille kurz zu schneiden. Ich sah in einigen Gesichtern der Teilnehmer diesen feinen Stich: Habe ich etwas falsch gemacht? War ich unhöflich? Hätte ich anders reagieren sollen?

Dieser alte Reflex, sich sofort erklären zu wollen, obwohl überhaupt nichts falsch war.

Denn niemand war unhöflich. Wir waren schlicht in einem anderen Bewusstseinszustand – im Innen, im Schweigen, in einer tiefen Präsenz. Gleichzeitig verstehe ich auch die andere Seite: Ein Mensch, der nichts vom Retreat weiß, könnte denken, man ignoriere ihn. Und aus alten Wunden heraus reagiert man schnell – härter, lauter, spitzer, als die Situation eigentlich ist.

Doch in diesem Moment erinnerte ich mich an etwas so Kostbares: wie oft mir ein einziges Lächeln eines Fremden auf der Straße schon den Tag gerettet hat. Ein kurzer Blick, ein stilles „Ich sehe dich“ – und plötzlich wird alles leichter, heller, weicher.

Ich bin sicher, ihr kennt das auch: Wie ein einziges echtes Lächeln einen ganzen Tag verwandeln kann. Und genau deshalb schenken wir manchmal selbst ein Lächeln weiter – nicht aus Pflicht,
nicht aus Höflichkeit,
sondern weil wir wissen, wie sich dieses kleine Wunder anfühlt.
Weil unser Herz sich erinnert.
Weil wir Fülle weitergeben.

Denn wahre Freundlichkeit kommt aus Fülle. Und Fülle erwartet nichts. Sie gibt, weil sie überläuft.

Ein Gruß, ein Lächeln, ein Bonjour – sie sind nur dann wahr, wenn sie aus dieser Fülle kommen, aus Präsenz, aus Ehrlichkeit.

Der Mann auf dem Weg sprach aus seinem eigenen Inneren, aus seinem Trigger, aus seiner Geschichte. Das gehört zu ihm.
Nicht zu uns.

Vielleicht war genau das die Einladung dieses Moments:
Bei sich zu bleiben.
In der Stille.
In der Wahrheit.
In der Fülle.

Zu geben, wenn das Herz es fühlt.
Still zu sein, wenn die Seele still ist.
Und sich nicht kleiner zu machen, nur weil jemand im Außen aus einer alten Wunde spricht.

Am Ende sind es nie die Worte, die zählen.
Es ist die Energie dahinter.

Und wenn wir aus Liebe, aus Präsenz und aus Licht handeln, dann bringen wir mehr Frieden in die Welt als jedes laute Bonjour, das nur Form ist.

Der Ranft bleibt für mich ein Weg des Lichtes, der Befreiung und der Magie –
weil er uns lehrt, mit dem Herzen zu sehen
und mit dem Herzen zu geben.

Much Love,

Rose 🌹

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Eine Geschichte, die mich fand – und bald ihren eigenen Weg geht

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When a smile saves the day.